Der alkoholgefährdete Patient

Er ist in der Praxis oftmals an folgenden Symptomen zu erkennen:

  • Organische Beschwerden (es gibt fast kein Organsystem das nicht durch Alkohol geschädigt werden kann)
  • Unfälle (im Haus, am Arbeitsplatz, im Verkehr)
  • Psychische Beschwerden (Schlafstörungen, allgemeine Leistungsminderung usw.)
  • Psychosoziale Belastungen (Stress am Arbeitsplatz, familiäre Probleme)

Besonderheiten im Umgang mit Ihrem Patienten

Beim Umgang mit alkoholgefährdeten Patienten stehen einerseits der Wunsch des Arztes nach Aufdecken der Krankheitsursache und andererseits das Bestreben des Patienten nach Verheimlichung.

Haltung und Handlung des Patienten sind im Wesentlichen von folgenden Emotionen und Verhaltensweisen bestimmt:

  • Scham- und Schuldgefühle
  • Versagensgefühle
  • Angst vor Diskriminierung
  • Rechtfertigungsdrang
  • Verzerrte Wahrnehmung der eigenen Realität
  • Verheimlichung und Verleugnung

Für den Arzt kann die Beziehung schwierig erlebt werden weil:

  • Er sich als Aufpasser und Bevormunder erlebt
  • Er sich scheut eine konkrete Diagnose zu stellen
  • Er eine ablehnende Reaktion des Patienten und/oder der Familienangehörigen befürchtet
  • Er mit einem therapeutischen Misserfolg konfrontiert wird, wenn sich die Beschwerden des Patienten als behandlungsresistent erweisen.

Dies führt beim Patienten oft zu Behandlungslücken und/oder häufigem Arztwechsel.

Der suchtgefährdete Patient tendiert zum Ausweichen und Vermeiden von krankheitsaufdeckenden Situationen. Seine Zusagen, zum Beispiel zum Ändern des Trinkverhaltens, werden oft nicht eingehalten.
Deshalb werden präzise Handlungsanweisungen bei suchtgefährdeten als besonders zielführend erachtet.

Angehörige

Nicht gerade selten machen Angehörige den Fehler den Alkoholgefährdeten zu schützen, sie entschuldigen Fehlverhalten oder räumen für ihn auf.

Das ist falsch verstandene Hilfe, die sich krankheitsverlängernd auswirkt und eine sinnvolle Behandlung oder Beratung erschwert.

Beratungsstellen versuchen auf diese Problematik das spezielle Hilfsmittel der Angehörigenberatung zu setzen – auch Selbsthilfegruppen sind offen für Angehörige.

Fazit:

Gestalten Sie die Arzt-Patienten-Beziehung erfolgversprechend:

  • In dem Sie den Mut haben eine unpopuläre Diagnose auszusprechen
  • Versuchen Sie dem Patienten deutlich zu machen, dass er nicht irgendein Objekt ist, das behandelt werden soll, sondern Subjekt ist, das die Veränderung der derzeitigen Situation selbst aktiv mitgestalten wird.
  • Versuchen Sie den Patienten zu einem Gespräch bei einer Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchterkrankungen zu motivieren.
  • Wenn ihr Patient zu einer Entzugsbehandlung motiviert ist, ergreifen sie diese Chance – es gibt in den Bezirkskliniken meist auch ganz kurzfristig die Möglichkeit der Aufnahme.
  • Ist ihr Patient zu einer Therapie bereit, so ist die Kontaktaufnahme zu einer Beratungsstelle schon deswegen unbedingt erforderlich, weil diese ihrem Patienten Hilfestellung im Antragsverfahren gibt und den Sozialbericht erstellen wird.
  • Problematisch kann die Verordnung von Medikamenten sein, die zum ambulanten Entzug geeignet sind, allerdings ein eigenes Abhängigkeitspotential haben.